Ausfahrt zur Sonderausstellung 150 Jahre Österreichisches Benzinautomobil am 02.08.2025
Entgegen aller Unkenrufen der Wetterfrösche präsentierte sich der Morgen des 2. August 2025 in strahlendem Sonnenschein. In diesem erstrahlte das Schloss Vösendorf in vollem Glanz und Celestina Sedliakova vom Schlosscafé erwartete uns bereits freudig. Auf ihren Bezug zu Jaguar werden wir vielleicht an anderer Stelle berichten.

Nach kulinarischer Stärkung machten wir uns auf den Weg nach Wr. Neustadt, wo wir uns gemeinsam die Sonderausstellung '150 Jahre Österreichisches Benzinautomobil' im Oldtimer Museum der Familie Fehr besuchen wollen.

Wie bereits bei der Ausfahrt zu den Swarovski Kristallwelten in Wattens, konnten wir auch diesmal den Teilnehmern unsere stilvolle und hochwertige Ausfahrtsmappe übergeben, die neben Informationen zu den Etappenpunkten ein übersichtliches Roadbook bietet.
Selbstverständlich nahmen wir nicht die 'Direttissima' über die Autobahn, sondern genusswanderten über Bundesstraßen, knapsten dabei ein Stück Burgenland ab - die Route führte über Hornstein und Neufeld - und erreichten relativ pünktlich unser Etappenziel in Wr. Neustadt.

Roland Fehr, Mitgründer und -betreiber des Museums, begrüßte uns herzlich und führte uns höchstpersönlich durch das mehr als erstaunliches Fahrzeugmuseum. Unser Fokus lag auf der Sonderausstellung, welche übrigens noch bis 15. November 2025 für das interessierte Publikum zugänglich ist. Ein Steyr Typ 55 - auch 'Baby' genannt - machte den Anfang der Reise, die uns bis zum originalgetreuen Nachbau des 'Siegfried Marcus Wagens 2' aus 1875 zurückführt.

Roland Fehr weiß über jedes der historischen Kraftfahrzeuge so viel zu erzählen. Wissenswertes über den Hersteller, die Modellreihen und die Entwicklungsarbeit. Kurioses, unglaubliches und faszinierendes über Herkunft, Historie und Besitz der konkret gezeigten Autos. Gerne lauscht man stundenlang den einzigartigen Geschichten, ohne dass Langeweile die Museumshallen durchdringt.

Die exklusiven Exponate der Sonderausstellung in der Übersicht:
Das Steyr-Baby aus dem Jahr 1939, ein leistbarer Kleinwagen mit wassergekühltem Vierzylinder-Boxermotor, Heckantrieb, selbsttragender Stahlkarosserie mit serienmäßigem Schiebedach wurde 1935 präsentiert und war dem später erschienenen VW Käfer technisch überlegen. Kriegsbedingt wurde die Produktion 1940 eingestellt. Mit den übriggebliebenen Motoren produzierte Steyr in Folge Nutzfahrzeuge.

Der Austro Tatra stammt aus dem Jahr 1938 - kurz darauf wurde Produktion zwangsweise eingestellt. Um die Fahrzeuge der Fa. Tatra auch in Österreich halbwegs kostengünstig verkaufen zu können, wurden ab 1924 nur die Fahrgestelle importiert und österreichische Karosserien darauf montiert und unter der Marke 'Austro Tatra' verkauft.

Das Monos Lastendreirad entstand aus dem Wunsch der Kleingewerbetreibenden, denen ein LKW oder ein Pferdefuhrwerk zu teuer waren und eine Fahrrad die Lasten nicht bewältigen konnte. Der Besitzer sammelte 40 Jahre lang Original-Ersatzteile und baute damit den Dreiradler wieder komplett auf.

Es folgte ein Perl, Baujahr 1924. Die Automobilfabrik Perl war in Wien-Liesing ansässig. Die Wiener Automobilfabrik (später Gräf & Stift) übernahm das Unternehmen vor dem 2. Weltkrieg. An einem Schnittmodell eines baugleichen Motors konnten sich die Teilnehmer mit der Funktionsweise eines 4-Takt-Motors mit Schaltgetriebe vertraut machen.

Ebenfalls in Wien wurden die Avis Flugzeug- und Autowerke GmbH im Jahr 1921 gegründet. Der hier präsentierte, top-restaurierte Avis Type 3 Open Tourer stammt aus dem Jahr 1924. Die Restaurierung konnte am Tag vor Ausstellungsbeginn abgeschlossen werden.

Ein Exemplar (aus dem Jahr 1924) von zwei jemals gebauten Ditmar & Urban Wagen konnte ebenfalls besichtigt werden. In diesem Fall hatte der Chauffeur Glück, weil ihm ein Stoffdach als Regenschutz gewährt wurde. Das Fahrzeug selbst trägt ein winterfestes Hardtop - im Sommer ersetzt ein Stoffdach den Wetterschutz.

Die Zweiradfraktion wurde durch eine Puch 220 aus dem Jahr 1929 vertreten.

Die Firma Bock & Hollender wurde 1896 in Wien gegründet, die den Duc Tonneau im Jahr 1905 baute. 12 PS aus 1,8 Liter Hubraum wurden mittel Vierganggetriebe über eine Kette an die Antriebsräder weitergeleitet. Das Fahrzeug befindet sich seit 1922 im Besitz von Famile Hölbl.

Mit dem Austro Daimler ADR 6 war ein Luxus-Sport-Cabrio feinster Güte zu betrachten. Ebenso eine großartige Limousine, den Gräf & Stift SP 5, dessen vergoldeter Löwe als Kühlerfigur eine spezielle Geschichte zu erzählen hat.
Den Ursprung und Herzstück der Sonderausstellung bildet der originalgetreu nachgebaute Siegfried Marcus Wagen 2 von 1875, der in der Zeit von 2004 bis 2016 durch die HTL Steyr erfolgte. Ein "magnet-elektrischer Zündapparat" und ein "Bürstenvergaser" konnten ebenfalls bestaunt werden. Teile, die im Siegried Marcus Wagen Verwendung fanden.
Ein Austro Fiat LKW und das "Bockerer"-Filmauto, ein Steyr mit dem "Baby"-Motor rundeten die grandios-interessante Sonderausstellung ab.
Da uns bis zum wohlverdienten köstlichem Mittagsschmaus noch etwas Zeit blieb, begleitete uns Roland Fehr noch und beglückte uns mit wunderbaren Geschichten zu und über weitere Fahrzeuge des Museums.
Beispielsweise:
- Warum baute ÖAF 1953 den DT 55 Kleinbus?
- Was machte den Ford Taunus Transit Bus so besonders gegenüber dem VW Samba Bus?
- Wo wurde der hier ausgestellte Polizei-Mannschaftswagen Hanomag Kurier II in Wien eingesetzt?
- Welche Besonderheiten hat es mit dem Opel Blitz als Feuerwehrauto auf sich?
- Wie kommt es, dass der Fiat 503 F noch das Original-Kennzeichen trägt?
- Wie lautet die Geschichte des Steyr 380 Müllfahrzeuges?
- Was hat der Cadillac Fleetwood 60 Special Brougham mit Elvis Presley zu tun?
- Was wurde alles am
Mercedes 250 Pullmann für ungarische Spitzenpolitiker umgebaut?
Diese und viele andere Fragen beantwortete uns Roland Fehr mit seinem umfassenden Wissen über jedes einzelne Exponat. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für die hochinteressante Führung. Und wer Antworten auf die obigen Fragen sucht, der sollte sich auf den Weg nach Wr. Neustadt machen und das Oldtimer Museum der Familie Fehr besuchen. Es lohnt sich.
Im Anschluss saßen wir im ans Museum angeschlossene Steakhaus gemütlich bei Tisch und genossen die Köstlichkeiten, wie beispielsweise die Steaks, die nach Schweizer Art serviert werden.

Da sich gegen Abend unangenehme Wetterkapriolen in Form schwerer Gewitter im Bereich des zweiten Etappenziels am Wagram ankündigten, disponierten wir flugs um. Situationselastizität ermöglichte uns einen Schwenk zum Eissaloon in Sollenau, wo wir den Abend äußerst fröhlich und ausgelassen bei schmackhaftestem Gefrorenem ausklingen ließen. Danke an Viki für diese geniale Idee!

Das Gewitter ließ sich einen gewaltigen Platzregen nicht entgehen, sodass wir unsere Abreise um 10 Minuten nach hinten verschoben.
Zufrieden, satt, einer schönen Rundfahrt und mit einer großen Portion Wissen aus dem Museum gefüttert traten wir abends individuell die Heimreise an.
Vielen Dank, dass ihr alle dabei wart und für die gute Stimmung in der Runde. Wir freuen uns schon auf's nächste Mal!
Hier noch weitere Impressionen unseres Ausflugs zum Oldtimer Museum der Familie Fehr mit der Sonderausstellung '150 Jahre Österreichisches Benzinautomobil':
Text: Andreas Icha, Fotos: Jaguar Daimler Club